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Rapid Prototyping Prozesse und Design Thinking für eine erfolgreiche Software-Entwicklung
Rapid Prototyping umfasst als Begriff grundsätzlich gleich mehrere Verfahren, um mit Hilfe von Prototypen sich schrittweise einem Endprodukt anzunähern.
Design Thinking als Lösungsansatz basiert auf der Zusammenarbeit von Experten verschiedener Disziplinen, um so neue, kreative Ansätze und Ideen zu entwickeln. Rapid Prototypings ist dabei ein zentraler Aspekt für die Effektivität, ist aber auch jener Teil des Prozesses, der häufig übersehen wird.
Praktische Konsequenzen des Rapid Prototyping und Design Thinkings
Während eines Rapid Prototyping Prozess‘ werden interaktive Prototypen entwickelt, die schnell ersetzt oder geändert werden können – entsprechend des Feedbacks von Kollegen oder Nutzern des Prototyps. Die Methode des Rapid Prototyping Prozesses beschäftigt sich mit verschiedenen Konzeptvorschlägen für Software- und Hardware-Prototypen und evaluiert diese. Die Entwicklung einer Simulation oder eines Prototyps für ein zukünftiges System kann sehr hilfreich sein, denn dies erlaubt es Nutzern, anhand eines fassbaren Objekts entsprechendes Feedback zu geben, welches direkt in die Weiterentwicklung einfließt.
Unter Entwicklern ist diese Methode bereits eng verbunden mit auf User Interface Management Systemen (UIMS) basierten Entwicklungsumgebungen und verschiedenen Werkzeugen zur Design-Unterstützung. Letztere bieten Designern verschiedene Bibliotheken und grafische Interface-Elemente, um so die logische Struktur der Software, ihr Aussehen und ihre Haptik zu definieren. Durch die Methode des Rapid Prototyping hat der Prototyp eine größere Übereinstimmung mit dem Endprodukt, als das bei anderen Methoden der Fall ist, zum Beispiel beim reinen Paper Prototyping.
Einige Aspekte beziehungsweise Einzelschritte dieser Methode sind besonders hervorzuheben. Sie sind notwendig für den Erfolg und erklären den Ablauf eines Rapid Prototyping Prozesses genauer:
1. Ausreichendes Zeitmanagement
Wer die Methode nutzt, der sollte stets genügend Zeit einräumen. Sollen Prototypen von (Test-) Nutzern evaluiert werden, müssen alle Schritte des Prozesses geplant, umgesetzt und evaluiert werden.
2. Benötigte Tools sicherstellen
Es ist notwendig die nötige Hardware zusammenzutragen, inklusive der entsprechenden Tools, die notwendig sind, um interaktive Prototypen zu schaffen.
3. Prototyp-Entwicklung
Sind diese Fragen geklärt, folgt die Entwicklung des Prototyps selbst (der folgende Artikel zeigt auf, welche Stolpersteine bei der Entwicklung von Prototypen bestehen).
4. Akquise Testnutzer
Anschließend sind die geeigneten Nutzer auszuwählen, die den Prototyp praktisch testen. Dabei sollte eine ganze Bandbreite von Nutzern ausgewählt werden, die die Zielgruppe der zukünftigen Nutzer repräsentiert. Zudem wird ein Moderator oder eine Moderatorin benötigt, der die Nutzer anweist und die Evaluation durchführt.
5. Realistische Aufgabenstellung
Es sollten immer realistische Aufgaben gestellt werden, mit denen sich die Nutzer beschäftigen, während sie erstmals den Prototyp nutzen und testen.
6. Aufnahmetechnik
Auch sollte sichergestellt sein, dass Aufzeichnungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und funktionieren.
7. Durchführung der Sitzungen
Das Entwicklungsteam führt jede Sitzung durch. Der Moderator weist die Nutzer an, die zugeteilten Aufgaben abzuarbeiten und entsprechend mit dem System zu interagieren und darauf zu reagieren. Dies kann vor Ort geschehen, oder aber auch an voneinander getrennten Orten über Tools mit Videochat oder per Web-Konferenz.
8. Optionale User-Interviews
Sollte dies notwendig sein, so können durch Interviews mit den Nutzern weitere Informationen gewonnen werden. Dies erfolgt nachdem diese den Prototyp ausreichend genutzt haben, um entsprechende Erkenntnisse und Erfahrungen zu gewinnen. Auch sollten die Entwickler und Organisatoren mit Nutzern immer eine Nachbesprechung haben – und das beinhaltet auch, sich bei ihnen für die Teilnahme zu bedanken.
9. Identifikation der Probleme
Implikationen für das Design der Applikation sind zusammenzufassen, Empfehlungen für Verbesserungen auszusprechen und an die zuständigen Teams zu kommunizieren, wenn diese nicht selbst die Durchführung übernehmen. Video-Aufzeichnungen können die Argumentation und Evaluation unterstützen. Diese Entscheidung muss natürlich vorab getroffen werden (siehe Punkt 7), damit entsprechende Aufzeichnungen zur Verfügung stehen.
10. Evaluation & Implikation
Implikationen für das Design der Applikation sind zusammenzufassen, Empfehlungen für Verbesserungen auszusprechen und an die zuständigen Teams zu kommunizieren, wenn diese nicht selbst die Durchführung übernehmen. Video-Aufzeichnungen können die Argumentation und Evaluation unterstützen. Diese Entscheidung muss natürlich vorab getroffen werden (siehe Punkt 7), damit entsprechende Aufzeichnungen zur Verfügung stehen.
11. Wiederholung
Am Ende des Rapid Protoyping Prozesses steht nicht nur die Verbesserung des Prototyps, sondern auch ein Schritt zurück zum Beginn des Prozesses: Gegebenenfalls ist der gesamte Prozess nämlich noch einmal zu wiederholen, nachdem entsprechende Änderungen vorgenommen sind und ein neuer Prototyp vorliegt.
zusammengefasst:
Grundsätzlich gilt für diese Methode, dass Entwickler nicht zu viel Zeit aufbringen sollten, um den ersten Prototyp zu entwickeln, da das Feedback der Nutzer gegebenenfalls dazu führt, dass anschließend substantielle Änderungen vorzunehmen sind. Der Prototyp sollte also nicht zu ausgereift sein, schon allein, weil die Nutzer den Prototyp dann als schon fertiges Produkt wahrnehmen könnten und vor dringend notwendigem Feedback zurückscheuen. Auch sollten nie Features integriert werden, die beim Nutzer Erwartungen wecken, die sich im realen System gar nicht erfüllen lassen. Dazu gehört zum Beispiel die Reaktionszeit oder eine sehr ausgefeilte Grafik.
Auch sind beim Entwicklungsteam selbstverständlich entsprechende Softwareentwicklungs-Fähigkeiten notwendig. Der Prototyp sollte sich daher im Verhältnis zum Gesamtprojekt schnell entwickeln lassen, da diese Methode insgesamt doch recht zeitaufwändig ist – man denke allein an die Feedbackrunden und darauf basierende Weiterentwicklungen – und bedarf größerer Ressourcen als ein Entwurf rein auf Papier.
Die Vorteile des Rapid-Prototyping Prozesses liegen aber auf der Hand und überwiegen in den meisten Fällen die Kosten, beziehungsweise den Aufwand:
- Nutzer erhalten eine greifbare Demonstration des Systems, seiner Funktionalität und seines Nutzens.
- Der Prozess erlaubt die schnelle Entwicklung interaktiver Software-Prototypen.
- Prototypen, die mithilfe dieser Methode geschaffen werden, unterstützen eine durch realistische Kennzahlen gestützte Evaluation.
Design Thinking – die sechs häufigsten Fehler bei der Entwicklung von Prototypen
Design Thinking ist ohne eine Prototypenentwicklung und verschiedene Tests schlichtweg undenkbar. Dennoch gibt es einige Denkweisen und Annahmen über die Prototypenentwicklung, die deren Wirksamkeit untergraben – gerade, wenn Unternehmen und Teams sich nicht mit dem Design Thinking auskennen.
Deshalb ist ein Blick auf die größten Design Thinking Fehler notwendig, die über die Entwicklung von Prottypen bestehen. Nur so lassen sich Fallstricke vermeiden und bessere Produkte und Services entwickeln.
1. Design Thinking Fehler: Sich direkt auf die erstbeste Idee versteifen
Ein beliebter Design Thinking Fehler ist, dass oft die erste vielversprechende Idee gleich zu einer finalen Lösung weiterentwickelt wird. Dies ist häufig durch die oberen Managementebenen gefördert, die nicht direkt in den Prozess der Prototypenentwicklung involviert sind und oft kein ausreichendes Verständnis dafür haben, wie dieser Prozess überhaupt funktioniert. Nicht selten wollen Teams Zeit sparen und stürzen sich auf die erstbeste gute Idee. Gerade, wenn Druck von oben kommt.
Bei einem solchen Vorgehen sind Probleme jedoch vorprogrammiert: Meist sind die Herausforderungen, die zu lösen sind, sehr viel komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheinen und unvorhergesehene Umstände führen oft dazu, dass Dinge ganz anders ausfallen, als das Team dies erwartet hat. Eine vielversprechende Idee direkt in eine fertige Lösung zu überführen, ohne sie vorher ausreichend in Prototypen zu testen und zu validieren, kann dazu führen, dass man mit einer Vielzahl der Annahmen danebenliegt. Das heißt: Es wurde viel Arbeit, Zeit und Energie in eine Lösung investiert, die gar nicht funktioniert oder vom Nutzer nicht angenommen wird.
Lösung: Zunächst mit verschiedenen Ansätzen und Ideen experimentieren
Ein Schlüssel für eine erfolgreiche Prototypenentwicklung ist es, sich durch verschiedene Stufen und eine Reihe von Modellen durchzuarbeiten und dabei verschiedene Ansätze durchzuprobieren, bevor eine finale Lösung gefunden wird. Mehrere Ideen sollten so unter der Verwendung entwickelter Prototypen getestet werden. Dabei sind verschiedene Personen mit einzubeziehen: Andere Teammitglieder, interne Stakeholder oder zukünftige Nutzer. Auch sollten mehrere Alternativen innerhalb einer Idee getestet werden. Eine optimierte Lösung lässt sich durch dieses iterative Vorgehen und dem Verknüpfen verschiedener Ansätze in der Regel finden.
2. Design Thinking Fehler: Sich in den Prototypen verlieben
Ein weiterer Fehler beim Design Thinking wird im Englischen auch als „investment bias“ beschrieben. Das bedeutet, dass Menschen einem Objekt mehr Wert zuschreiben, weil sie es besitzen – oder eben entwickelt haben. In der Prototypenentwicklung kann es zu Problemen führen, wenn ein Entwickler gegenüber seinem Prototypen die Distanz verliert, ihn nicht aufgeben kann, wenn etwas nicht funktioniert. Auch kann es dazu führen, dass er ein Versagen nicht hinnehmen kann: Er übersieht dann – wissentlich oder nicht – bestehende Fehler und besteht darauf, das Modell trotz allem zu implementieren. Diese emotionale Bindung passiert häufig dann, wenn Entwickler zu viel Zeit für die Entwicklung aufwenden und den Entwurf direkt perfektionieren, auch wenn eigentlich ein grobes Modell vorerst vollkommen ausgereicht hätte. Ein zu perfekter Prototyp ist gerade in frühen Phasen sogar kontraproduktiv. Erst zum Ende einer Entwicklungsphase ist ein Prototyp notwendig, der näher am späteren Endprodukt liegt.
Lösung: Mit einfachen, günstigen und schnellen Prototypen starten
Viel Zeit zu verschwenden, um etwas zu erklären und anderen schmackhaft zu machen, statt tatsächlich an Problemen und Lösungen zu arbeiten, ist ein häufiger Design Thinking Fehler, der zu vermeiden ist. Dies führt dazu, dass der Fokus zu stark auf theoretische Aspekte gelegt wird, statt Ideen praktisch zu testen. Ein praktisches Modell hilft zu erklären, wie etwas funktionieren wird. Ist man dann trotz Modell nicht in der Lage Funktionsweise und Mehrwert aufzuzeigen, weist das meist bereits auf Lücken und Fehler im Design hin.
3. Design Thinking Fehler: Viel Zeit verschwenden, um etwas zu erklären, statt zu entwickeln
Viel Zeit zu verschwenden, um etwas zu erklären und anderen schmackhaft zu machen, statt tatsächlich an Problemen und Lösungen zu arbeiten, ist ein häufiger Design Thinking Fehler, der zu vermeiden ist. Dies führt dazu, dass der Fokus zu stark auf theoretische Aspekte gelegt wird, statt Ideen praktisch zu testen. Ein praktisches Modell hilft zu erklären, wie etwas funktionieren wird. Ist man dann trotz Modell nicht in der Lage Funktionsweise und Mehrwert aufzuzeigen, weist das meist bereits auf Lücken und Fehler im Design hin.
Lösung: Den Schwerpunkt auf aktive Handlung legen
Wer einfache Prototypen baut, macht es dem Zuhörer und Zuschauer sehr viel einfacher die Idee und die Funktionalität zu verstehen. Und es hilft zeitgleich dem Entwickler zu erkennen, ob er oder sie auf dem richtigen Weg ist. Es kann sogar funktionieren, dass ein Entwickler sich mit dem späteren Anwender zusammentut: Während dieser erklärt, was er für seine Arbeit braucht, macht der Entwickler erste Entwürfe und Zeichnungen, die beide dann diskutieren und verbessern können. Etwas zu zeigen macht es greifbar und ist damit schlichtweg produktiver.
4. Design Thinking Fehler: Prototypenentwicklung ohne Zweck
Übereilt eine Idee in eine Lösung zu überführen ist keine gute Idee, aber Prototypen zu entwickeln, ohne dass diese einen Zweck erfüllen, ist mindestens ebenso fragwürdig. Prototypen existieren aus einem bestimmten Grund, nämlich um Annahmen zu testen und zu validieren oder Ideen zu erklären. Prototypenentwicklung nur zum Zweck der Prototypenentwicklung führt dazu, dass der Fokus aus den Augen verloren wird. Oder Entwickler schaffen Prototypen, die entweder zu wenig oder zu viel Details haben.
Lösung: Lösungsorientiertes Vorgehen
Vor der Entwicklung eines Prototyps sollten sich Entwickler folgende Frage stellen: Wozu soll dieser Prototypen überhaupt entwickelt werden? Er sollte immer einen Sinn und Zweck haben und so entwickelt werden, dass die gestellten Annahmen damit auch überprüft werden können.
5. Design Thinking Fehler: Sich von schlechten und fehlgeschlagenen Prototypen entmutigen lassen
Wer Prototyen entwickelt, wird auch immer wieder Rückschläge hinnehmen müssen. Schritte, die zur Prototypenentwicklung dazu gehören, beinhalten auch negative Erfahrungen, zum Beispiel wenn Tests ergeben, dass eine Annahme falsch war. Dies aber als ein persönliches Versagen zu empfinden kann den weiteren Entwicklungsprozess behindern. Dabei ist es der Kern der Prototypenentwicklung, Annahmen zu validieren oder eben zu widerlegen. Vielmehr ist es notwendig zu erkennen, dass ein Fehler oder Misserfolg auch immer eine Möglichkeit ist, etwas dazu zu lernen.
Lösung: Die Idee des vermeintlichen „Versagens“ neu definieren
Eine Mentalität des Testens und Lernens neu etablieren: Entwickler sollten sich immer selbst daran erinnern, dass durch falsche Ideen und falsche Prototypen häufig mehr gelernt wird, als durch einen erfolgreichen Test. Diese Erkenntnis erlaubt es, Fehler auch im Design Thinking vielmehr als einen wichtigen Teil des Lernprozesses zu begreifen und nicht als eine zu vermeidende und zerstörerische Kraft. Wer Prototypen als Test und Gelegenheit zum Lernen begreift, der begreift einen Misserfolg als etwas Positives, nämlich als einen Weg zu einem neuen, besser informierten Experiment.
6. Design Thinking Fehler: Prototypen als eine Zeitverschwendung sehen
Wenn für jede Idee und Fragestellung ein neuer Prototyp erschaffen wird, ist das dann nicht Zeitverschwendung? Designer und Teams, die sich mit der Idee des Design Thinkings nicht auskennen, glauben häufig, dass sie damit ihre Zeit verschwenden. Das Gegenteil ist der Fall. Auch wenn es grundsätzlich zeitaufwändiger ist, einen Prototypen zu entwickeln, geht die Gesamtentwicklung letztlich doch schneller. Denn nur durch einen Prototyp lässt sich erkennen, ob eine Idee überhaupt funktioniert, bevor sie weiterentwickelt und verfeinert wird – oder eben als nicht funktional verworfen wird.
Lösung: Eine langfristige Perspektive einnehmen
Wer Prototypen entwickelt und Annahmen testet, sollte berücksichtigen, dass der verhältnismäßig geringe Zeitaufwand, den man währen der Prototypenphase aufbringt, sich später in Wochen oder gar Monaten Zeitersparnis auszahlt. Die Vorteile eines solchen Vorgehens sollte daher den internen Stakeholdern kommuniziert werden und Einigkeit unter allen Prozessbeteiligten herstellen.
zusammengefasst
Wer sich dieser Fallstricke und Fehlerquellen im Design Thinking bewusst ist, macht den ersten Schritt hin zu einer erfolgreichen Prototypenentwicklung. Und spätestens, wenn aus dem ersten einfachen Prototyp ein marktfertiges Produkt geworden ist, zahlt sich die so aufgebrachte Zeit und Energie für Entwickler und Unternehmen aus.