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Innovationsmanagement effizient aufsetzen: vier Strategien im digitalen Wandel

Innovation ist wie Salz: Wir brauchen es, aber zu viel davon kann auch gefährlich sein. Außerdem ist Innovationsmanagement heute zunehmend vom Kunden gesteuert, was die Spielregeln auf dem Markt verändert.

Max. Lesezeit 8min

Neue Technologien im digitalen Wandel machen die Innovationsfähigkeit von Unternehmen zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Schnell neues Wissen und Ideen umsetzen, das ist die Devise, um dem Wettbewerb voraus zu sein. Doch Innovation ist wie Salz: Wir brauchen es, aber zu viel davon kann auch gefährlich sein. Außerdem ist Innovationsmanagement heute zunehmend vom Kunden gesteuert, was die Spielregeln auf dem Markt verändert.

Welche Faktoren müssen Unternehmen heute beim Innovationsmanagement beachten und wie können Sie eine Innovationskultur gewinnbringend einführen? Wir zeigen vier Strategien: Von der Ignoranz, über Bulshitting bis zum Hersteller im Ecosystem. Ein Spoiler: zwei davon sind tödlich für Unternehmen.

Innovationen sind kundengetrieben

Mit Innovationen im Unternehmen sind in der Regel neue Produkte und Updates gemeint, die eingeführt werden. Das klassische Verständnis von Innovationsmanagement ist stark prozessorientiert geprägt. Unternehmer gehen davon aus, dass der Ablauf von der Ideenfindung bis zur Umsetzung klar definiert ist. Unter diesem Verständnis lag die Kontrolle über Produktentwicklungen und Geschäftsmodelle bei den Unternehmen selbst. Doch was passiert, wenn sich Märkte ändern? Heutzutage ist Innovationsmanagement vor allem kundengetrieben und der unternehmerische Erfolg somit kundenabhängig. Diese Veränderung hat disruptives Potential: Unternehmen müssen veraltete Geschäftsmodelle anpassen, den Kunden in den Fokus rücken und sich auf die Kommunikation mit dem Kunden einlassen. Dadurch wird den Unternehmen die Kontrolle ein Stückweit genommen, sie müssen lernen mit Unsicherheiten und schnellen Veränderungen umzugehen. Um in einer digitalen Welt weiterhin zu bestehen, gilt es die spezifischen Probleme der Kunden genau zu identifizieren und Innovationen voranzutreiben, die den Kunden einen Nutzen bringen und nicht andersherum.

Die Merkmale von Innovationsmanagement im digitalen Wandel

„Good enough“ für die Kunden:

Kunden denken nach dem Prinzip „Gut genug“. Das heißt, sie wollen nicht alle möglichen Features einer Software kaufen, sie wollen nur das, was sie gerade brauchen. Was bedeutet das für Softwarehersteller? Es gilt, Lösungen modular zu entwickeln und weitere Features Schritt für Schritt zu einem späteren Zeitpunkt zu ergänzen. Agile Arbeitsweisen im Unternehmen fördern rasches Handeln und kurzfristige Richtungswechsel bei der Produktentwicklung. Eine Schritt-für-Schritt-Entwicklung von innovativen Prozessen, statt einem großen Projekt, ermöglicht zudem ein schnelles Erproben der Lösungen, bei gleichzeitiger Risikominimierung für Fehlinvestitionen.

Von kompliziert zu komplex

Die Kunden wollen keine komplizierten Prozesse, sondern erwarten im Gegenteil einfache Lösungen mit benutzerfreundlichen und intuitiven Oberflächen. Die technischen Anforderungen werden dafür immer komplexer. Es gilt, Systeme aus dem Vorbestand der Kunden mit neuen Systemen intelligent zu vernetzen. Dazu müssen Unternehmen das Silo-Denken aufgeben und ihre IT-Architektur ganzheitlich aufsetzen. Sonst ist am Ende alles digitalisiert, aber nichts kooperiert miteinander.

Steigendes Tempo

Die Innovationszyklen von Technologien haben sich verkürzt. Ändern sich Technologien wie beispielsweise durch Internet of Things oder die Blockchain und die Produkte eines Unternehmens sind grundlegend darauf aufgebaut, müssen diese Änderungen natürlich auch berücksichtigt werden. Auch hier ist das Unternehmen zunehmend von einem äußeren Innovationsdruck getrieben.

Vier Strategien von Unternehmen
1. Ignoranz

Unternehmen können mit neuen Technologien und Innovationsdruck umgehen, indem sie sie ignorieren und so weiter machen, wie bisher. Ganz nach dem Motto: Das haben wir doch schon immer so gemacht. Es sind oft die großen, etablierten Unternehmen, die von Ignoranz befallen und von innovativen Startups zuweilen überholt werden. So hat bereits Kodak 1975 die digitale Kamera entwickelt, aber nicht auf diese Technologie gesetzt und musste 2012 Insolvenz beantragt. Das Versandhaus Quelle mit dem damals modernsten und effizientesten Paketversand hat sich 1994 vom neuen Wettbewerber Amazon nicht beeindrucken lassen und den Einstieg ins Onlinegeschäft verpasst, mit irreversiblen Folgen für das Traditionsunternehmen. Ignoranz als Strategie ist also tödlich für Unternehmen.
Verpassen Sie nicht den Anschluss, setzen Sie sich mit neuen Entwicklungen auseinander, fördern Sie eine Innovationskultur im Unternehmen, nur so können Sie als Unternehmen bestehen.

2. Bulshitting

Agilität, New Work, Blockchain, Internet of Things, künstliche Intelligenz – die neuen technologischen Megatrends sind in aller Munde, jeder will mitreden. Doch häufig wird zu viel geredet und zu wenig gemacht. Das Bullshit-Bingo der Digitalisierung kann sich dann als Schein entpuppen: Unternehmen geben vor, eine neue Technologie zu beherrschen, obwohl de facto nur rudimentäres Wissen vorhanden ist. Die Konsequenz: Projekte bei Kunden misslingen, müssen im Nachgang teuer „repariert“ werden und die Kunden fühlen sich betrogen.
Das zweite ist das Selbst-Bulshitting oder auch als Selbstzufriedenheit bekannt. Das Unternehmen überschätzt sich, bzw. unterschätzt den Wandel und die neue Technologie. „Das kann uns nicht betreffen“, „Wir haben schon so manchen Trend überlebt“, oder „Wir lassen mal die anderen machen und überholen sie dann von links“: Das ist die typische Haltung, wenn ein Unternehmen von Selbst-Bulshitting betroffen ist. Und diese Strategie ist ebenfalls toxisch.
Zusammengefasst ist es wichtig, sich als Unternehmen unvoreingenommen mit neuen Trends und Technologien auseinanderzusetzen, diese zu prüfen und zu bewerten, konstruktiv Anwendungsmöglichkeiten zu finden, die sinnvoll im eigenen Unternehmen umgesetzt werden können und dann Maßnahmen ergreifen. Und es ist ebenfalls von Bedeutung eine offene Haltung im Unternehmen zu fördern. Neue Technologien oder auch Arbeitsweisen wie Agilität werden nicht an einem Tag eingeführt, sondern es handelt sich vielmehr um einen unternehmensweiten Change-Prozess, der dauert und den Führungskräfte jeden Tag aufs Neue vorleben und fördern müssen. Das wird in Zeiten des digitalen Wandels wohl einer der zentralen Aufgaben der Zukunft sein für das Top-Management – und auch Erfolgsfaktor.

3. Ecosystem schaffen

Das Unternehmen baut fortwährend und nachhaltig Kompetenzen in seinem Bereich auf, und übernimmt die Rolle eines „Thought Leadership“: Es berät die Kunden vertrauensvoll und zu neuen Entwicklungen und Umsetzungsmöglichkeiten und deckt alle Phasen des Innovationsmanagement ab, von der Vision, über die Idee, zur Lösung und schließlich zum fertigen Produkt. Als Unternehmen muss man dem Kunden sagen können: Wir können das oder wir kennen jemanden, der es kann. Dabei ist es wichtig, den gesamten Innovationsprozess abdecken zu können oder gegebenenfalls Partnerschaften einzugehen mit Unternehmen, die einen Teilbereich zuliefern. Andernfalls könnten Kunden zum Wettbewerb gehen, der ganzheitlich berät und liefern kann. Die Zusammenarbeit mit Partnern bedeutet allerdings einen höheren Koordinationsaufwand und ist gegebenenfalls unzuverlässig.

4. Hersteller im Ecosystem

Hier dreht es sich nicht so sehr um eine eigene Strategie, sondern um eine Weiterführung des Ecosystems. Als Hersteller in seinem Bereich, ob Produkt, Software oder Dienstleistung, ist das Unternehmen die Nabe im Ecosystem. Es gilt, Innovationen schnell und zuverlässig zu bewerten und die richtigen Maßnahmen für Kunden zu ergreifen, die auch zur DNA des eigenen Unternehmens passen. Die ständige enge Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden ist entscheidend und ist aber zugleich die modernste und effektivste Form, um Innovationsmanagement im digitalen Wandel zu bewältigen.

Fazit

Was können Unternehmen also tun, um im Wettbewerb der Innovationen zu bestehen?

  • Begreifen Sie Innovationsmanagement als eine – vielleicht die wichtigste – Disziplin der Unternehmensführung, bei der es auch um Technologie und Prozesse geht, vor allem aber um eine entsprechende Unternehmenskultur und Geisteshaltung.
  • Hören Sie auf Ihre Kunden und identifizieren Sie deren konkrete Probleme, um Innovationen sinnvoll umzusetzen.
  • Springen Sie nicht blind auf jeden technologischen Trend auf, sondern überlegen Sie sich genau, ob die Innovation zu Ihnen passt und wie Sie sie anwenden können.
  • Stellen Sie ein nachhaltiges Ecosystem aus Partner und Kunden her, werden Sie zum Thought Leader und als Hersteller zum Treiber von Innovationen.

Der Autor Michael Nowarra ist als Geschäftsführer von Alliance Bliss ein Experte für den Aufbau und die Optimierung von Allianzen, Ökosystemen und Partnernetzwerken. Erfahren Sie mehr zu Alliance Bliss unter http://alliance-bliss.com/

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